Meine Sehnsucht

 

Brief an einen Unbekannten

 

Mein Freund,

 

du bist so unendlich weit weg von mir, dabei hätte ich dir soviel zu sagen. Zum Beispiel, dass du mir fehlst. Du fehlst mir unsagbar. Ich suche dich überall, blicke in so viele Gesichter und manchmal glaube ich dich zu sehen.

 

Überall wo ich gehe und stehe, da bist auch du. Du bist mir so unendlich nahe und doch so unerreichbar weit weg von mir. Ich laufe und fahre durch die Gegend, ohne Ziel und ohne zu wissen was ich eigentlich will. Manchmal da glaube ich, gefunden zu haben was ich suche, doch sobald ich davor stehe, weiß ich, dass es nicht das Richtige war.

 

Ich suche und suche und weiß nicht wonach. Oft kommt es mir vor als ob ich etwas verloren hätte, was ich noch nie hatte. Manchmal sitze ich auch einfach da und warte, warte auf irgendetwas und weiß doch, dass nichts geschehen wird.

 

Einmal da stand ich vor einem Baum und hoffte er würde anfangen zu sprechen. Ich hoffte er würde mir Ruhe, Geborgenheit und Leben geben. - Manchmal da habe ich Durst, unsagbaren Durst nach dem Leben, möchte irgendetwas tun,  irgendwohin gehen, lachen, gebraucht werden, jemand sein.

 

Doch dann bleib ich stehen, denn ich weiß nicht wohin ich mich wenden soll. Soviel habe ich oft zu sagen, so viel zu geben, doch ich schweige und statt zu geben verliere ich – mit jedem Tag mehr. Ich möchte alleine sein und kann es nicht ertragen. Ich will reden und schweige, ich will sterben und lebe. Und wenn ich leben will, dann sterbe ich.

 

Mein Freund, ich weiß nicht ob du mich verstehst. Vielleicht aber geht es dir so ähnlich wie mir. Vielleicht irrst auch du gerade durch den Irrgarten des Lebens, suchst ein Gesicht, einen Weg der dir deinem Leben einen Sinn gibt.

 

Vielleicht weißt auch du nicht wohin du gehen sollst. So viele Wege die man einschlagen kann und die Meisten führen in die Irre. Aber man muss gehen, man darf nicht still stehen, die Zeit, das Leben treibt uns voran. So springen wir von einem Weg auf den anderen. Zwischen Hass, Liebe, Vertrauen, Verachtung, Hoffnung, Auswegslosigkeit und dem Glauben. Dem Glauben an irgendetwas. - Vielleicht aber suche ich nur dich. – Dich, mein Geliebter, der an mich glaubt, der auf mich baut.

 

Du und ich, zusammen Eins werden, unseren Weg gehen und Lichter anzünden für diejenigen die im Dunkeln umherirren.


Tina Krug