Märchen vom Zauberer Asphalt


Es war einmal in einem wunderschönen Land, da lebten Menschen, die den Wald und die Tiere liebten. Diese Menschen, man nannte sie Freiter, lebten in vollkommener Harmonie mit ihrer Umwelt. Sie erfreuten sich an der Natur und verabscheuten jegliche Gewalt. Es war für sie selbstverständlich, jedes Lebewesen, ob Mensch, ob Tier, ob Pflanze, so zu nehmen wie es geschaffen war.

Viele Jahre vergingen, in denen sie glücklich und unbeschwert ihre Tage verbrachten. Denn das Land in dem sie wohnten, wurde von der jungen Prinzessin Freiheit regiert. Die junge Prinzessin Freiheit war ein liebliches Geschöpf von zarter Gestalt. Stets war sie bestrebt, gerecht und verständnisvoll zu handeln. Ihr Volk liebte sie und wenn sie durch ihr Land ritt, begleiteten Tiere ihren Weg. Niemals hätten die Bewohner dieses Landes daran gedacht, dass irgendetwas ihr Glück zerstören könnte.

Doch das Böse kam, langsam und unaufhaltsam, immer näher. Von alledem ahnte die Prinzessin nichts, noch nichts, bis eines Tages zwei Spatzen aufgeregt zur Prinzessin geflogen kamen. Sie kündigten ihr, völlig atemlos, den Anmarsch des bösen Zauberers Asphalt an. Die Prinzessin Freiheit jedoch beruhigte die beängstigten Vögel. Sie versicherte ihnen, ihr Land sei geschützt, niemand würde es wagen, die Prinzessin Freiheit anzugreifen.

Es vergingen einige Tage und die Prinzessin hatte in ihrer Sorglosigkeit den Zwischenfall schon fast vergessen. Da geschah es. Bei einem ihrer Ausritte begegnete sie dem bösen Zauberer Asphalt. Ihr Blick fiel direkt in das harte und vernichtende Gesicht des Zauberers. Voller Entsetzen wandte sie sich ab und galoppierte auf ihrem Pferd davon.

Der Zauberer kam von weit her. Seine Reise war lang und beschwerlich. In seinem Herzen nisteten Dunkelheit und Kälte. Seine Macht griff schon weit. Kaum hatte er die Prinzessin erblickt, war sein Entschluss gefasst. Die schöne Maid sollte, mitsamt ihrem Land, ihm gehören.

Er sandte sogleich seine Boten aus. Sie sollten sie finden und zu ihm auf sein Schloss bringen. Sein Schloss war beklemmend und hässlich, so wie der Zauberer selbst. Die Prinzessin verweigerte sich jedoch seinen Gefolgsleuten. Der Zorn des bösen Zauberers Asphalt war entbrannt. Er beschloss sie seine Macht spüren zu lassen. Hasserfüllt sandte er sein Heer Beton aus um ihr Land zu zerstören. Wo man früher Wiesen und Wälder sehen konnte, fand man alsbald Straßen und Häuser. Verängstigt flüchteten die Tiere tief in den Wald. Die Freiter mieden so gut es ging das bösartige Heer. Noch gab es einige wenige Wege auf die sie ausweichen konnten.

Der Zauberer jedoch, zufrieden mit seinem Werk, sandte erneut seine Boten zur Prinzessin. Doch abermals musste der Bote unverrichteter Dinge zum Zauberer zurückkehren. Die Boshaftigkeit des Zauberers fand daraufhin keine Grenzen mehr. Er hatte in der Zwischenzeit so viel Macht und Verbündete gewonnen, dass es für ihn ein Leichtes war, sein böses Spiel fortzusetzen. Diesmal setzte er sein heimtückisches Heer Verbot ein. Es verbreitete das Gerücht, Freiter seien dunkle Zeitgenossen die mit ihren Pferden die Natur zerstören und die Tiere aus ihrem Wald vertreiben würden. Die Verbündeten des Zauberers Asphalt waren nur zu gerne bereit, den Worten des Heers Verbot zu glauben. Sahen sie doch in den Freitern eine ernsthafte Bedrohung ihrer Bequemlichkeit. Gemeinsam beschlossen sie, alle nicht asphaltierten Wege für die Freiter zu sperren.

Aber noch war der Zauberer nicht ganz mit seinem Werk zufrieden. So sandte er eines Nachts noch sein Spezialheer Spurlos aus. In einer Nacht ließ dieses Heer so manchen kleinen Busch und Weg verschwinden. Befriedigt blickte der Zauberer nun auf sein Werk. Er hatte das Land der Prinzessin Freiheit in seiner Gewalt. Nun würde es nicht mehr lange dauern, bis die Prinzessin in seinem Schloß Einzug halten würde.

Und er hatte Recht. Die Verzweiflung der Prinzessin war von Tag zu Tag größer geworden. Tatenlos musste sie zusehen was mit ihrem Land geschah. Sah Wiesen und Bäume sterben. Sie hörte die Schreie, sah die angsterfüllten Augen ihrer geliebten Tiere. Unfähig das Geschehene zu begreifen, erkannte sie, dass es Menschen gab, die nicht erfassen konnten, was sie da zerstörten. Die nicht sahen, dass sie mit all ihrem Tun sich selbst den Weg ins Verderben bereiteten.

Mit tiefer Traurigkeit im Herzen, zog sie in das Schloss des bösen Zauberers ein. In ihr jedoch blieb die Hoffnung, eines Tages in dem Herzen des bösen Zauberers Asphalt einen Funken Einsicht zu entfachen. Dafür wollte sie leben.

Tina Krug

Songs von Jochen E und Tina Krug können Sie unter youtube Boadicea 12 hören.

https://www.youtube.com/watch?v=ZFiEhiUpGvg